Kommunizierst du noch wahllos oder hast du eine Strategie?
In letzter Zeit denke ich wieder häufiger über meinen Werdegang nach. Einst habe ich unerschrocken Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing studiert. Alter Schwede. Das war eine zugegebenermaßen interessante Episode in meinem Leben. Aber heute bin ich Mediaplaner, PR-Berater und/oder Blogger. Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas über eine dieser drei genannten Berufsgruppen jemals während meines Studiums gehört zu haben. Es scheint nicht viel hängen geblieben zu sein. Gemeinsame Ansatzpunkte von damals und der heutigen realen Welt gibt es aber dennoch. Ende der 90er-Jahre habe ich mich zum Beispiel erstmals der digitalen Kommunikation hingegeben. Ja, ich erhielt meine erste E-Mail-Adresse! Irre.
Ein Hoch auf uns
Liebe Digital Natives also or formerly known as Generation Y, den Eintritt ins Neuland habt ihr nicht erfunden. Möget ihr noch so affiner und visueller und schneller und besser und Gabel sein: mindestens eine(r) war schon vorher da. Macht aber nix. Denn die Kommunikation über das Internet lässt genügend Spielraum für alle Beteiligten. Wie sagt man? „Fruchtbar“ – fruchtbar sollte die Zusammenarbeit sein. Letztendlich profitiert die gesamte Blogosphäre von verschiedenen Generationen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Ansätzen und Visionen.
Wie genau kam jetzt der ausufernde und ablenkende Exkurs zustande? Genau, ich wollte auf den Wandel hinaus. Egal welchen Weg man einschlägt. Am Ende kommen völlig andere Anekdoten dabei heraus. Die Geschichte über den Zeitpunkt einer ersten E-Mail-Adresse habe ich übrigens von Simon Harlinghausen geklaut, der diesen vermeintlichen Schmunzel-Effekt vor einigen Jahren bei einem Workshop des BVDW ausgenutzt hat. Schwamm drüber.
Es ging um Strategien… und um die Teilnahme an einer Blogparade zu diesem Thema. PR-Gateway hat um Input zu „Was sind Ihre Kommunikations-Strategien 2015?“ gebeten. Also auf, auf!
Den Kreis schließen
Da ich selber noch gar nicht so lange am Blogger-Markt aktiv bin und unheimlich gerne Trends oder interessante Posts à la Spongebob aufsauge, möchte ich gerne die Theorie vergangener Tage mit der Praxis meiner heutigen Daseinsberechtigung verbinden – anstatt aufgewärmte sowie vermeintlich innovative Kommunikations-Strategien für das nächste Jahrtausend zu offenbaren. Eigentlich soll mein eingangs erwähntes Studium endlich einen Sinn bekommen. Ok, ok, Schluss mit dem Understatement, schließen wir einfach den Kreislauf des Lebens 😉
Neben meiner Leidenschaft für Monty Python fand ich es schon immer bewundernswert, wie beispielsweise Michael Eugene Porter längst bekannte, etablierte und zukunftsweisende Gedanken vieler schlauer Köpfe, in einer einzigen aussagekräftigen Abbildung oder sogar Methode hat einfließen lassen können. Auf den Punkt gebracht. Ohne jegliche Schnörkel. Rums. Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Geht auch manchmal gar nicht, wie meine oben mit Bedacht gewählten und aufmunternden gemeinten Worte an die Zukunft des Abendlandes verdeutlichen. So greife ich einige Analysen aus der klassischen Strategie-Lehre auf, fülle diese mit Buzzwords und nenne sie Tools…
Strategie wird definiert als die grundsätzliche, langfristige Verhaltensweise (Maßnahmenkombination) der Unternehmung und relevanter Teilbereiche gegenüber ihrer Umwelt zur Verwirklichung der langfristigen Ziele.
Gabler Wirtschaftslexikon
Original und Fälschung
Ich bediene mich also an vorhandenem Wissen, ist Wissen doch Macht und macht anschaulich. Meine Güte, das Phrasenschwein ist an dieser Stelle bereits prall gefüllt. Kommen wir schnell zum Eingemachten:
PEST-Analyse
Die sogenannte PEST-Analyse hat sich innerhalb der strategischen Planung als verständliches und flexibles Tool bewährt. „PEST“ steht für politische (political), wirtschaftliche (economic), sozio-kulturelle (socio-cultural) und technologische (technical) Einflussfaktoren. Mittlerweile finden rechtliche (legal) und ökologische (ecological) Aspekte ergänzend Eingang. Hinsichtlich der Blog-Strategie sind insbesondere die rechtlichen Gesichtspunkte zunehmend von Bedeutung. Im übertragenden Sinne könnte eine entsprechende Grafik so aussehen:
Meine Strategie: einheitlich auftreten, Stimmungen aufgreifen, Leser einbeziehen und Basics verinnerlichen!
SWOT-Analyse
Bei der SWOT-Analyse helfen die englischen Bezeichnungen Strenghts (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threaths (Risiken) für ein erstes Verständnis. Hierbei geht es demnach um eine objektive Betrachtungsweise der eigenen Stärken und Schwächen sowie Abwägung der Chancen und Risiken. Auf das hiesige Blog bezogen heißt das exemplarisch:
Meine Strategie: auf Stärken besinnen, Fehler eingestehen, genauer fokussieren und längerfristig planen!
Five Forces
Das Five-Forces-Modell ist ein weiteres Hilfsmittel zur Strategie-Analyse im Rahmen der unternehmerischen und privaten Blog-Planung. Die Attraktivität einer Branche (hier: Thema des Blogs oder die Blogger Relations als solche) basiert demzufolge auf fünf „Wettbewerbsaspekten“. Letztgenannter Begriff passt im Grunde genommen nicht so ganz zur Blogosphäre, da unter den BloggerInnen ein toller Zusammenhalt vorherrscht und Neid und Missgunst kaum eine Rolle spielt:
Meine Strategie: Netzwerkpflege betreiben, Personas bestimmen, Multiplikatoren nutzen, mit Inhalten punkten!
Wertschöpfungskette
Die Wertkette (Value Chain) stellt bei mir die Stufen der Blogpost-Erstellung als eine geordnete Reihung von Aktionen dar. Durch strategisch relevante Tätigkeiten können zielgerichtete Erfolge hervorgerufen oder umgekehrt Ziele erfolgreich realisiert werden. Grundsätzlich lassen sich neun solche Anstrengungen unterscheiden. Fünf Primäraktivitäten, die den eigentlichen Wertschöpfungsprozess beschreiben, und vier Unterstützungsaktivitäten, die den Wertschöpfungsprozess sinnvoll ergänzen:
Meine Strategie: klare Strukturen schaffen, aussagekräftige Texte und Bilder liefern, Eigendynamik entfalten lassen, spontan und flexibel reagieren!
Wie unschwer zu erkennen ist, habe ich mich an zahlreichen Quellen zu schaffen gemacht und mit eigenem Grips überpinselt. Damit widerspreche ich eklatant den üblichen Zitier-Regeln, aber es gibt eben nicht die eine Herkunft zum jeweiligen System. Deshalb möchte ich es wie Sascha Lobo halten und pauschal das „Internet“ als Quellenangabe angeben. Entschuldigung. Man wird sich zu helfen wissen und mir verzeihen. Dennoch stehe ich bei Fragen und berechtigten Kritiken gerne zur Verfügung. Zumal diese Auflistung keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat. Vielleicht möchte sich zum Beispiel jemand zur Portfolio-Analyse oder die drei Normstrategien Kostenführerschaft, Differenzierung und Fokus respektive Nische auf Blogthemenebene äußern oder hat diese schon auf (Corporate) Blogs übertragen? Ich freue mich wie immer über jegliches Feedback!
Autor: Stefan Schütz / Google+
Foto: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de
Hallo Stefan,
ich studiere derzeit „Medien-und Kommunikationsmanagement“ im 6. Semester in Köln und kenne die von dir genannten Instrumente noch zu gut. Die SWOT-Analyse ist mir gefühlte 1 Millionen Mal begegnet und lauert wahrscheinlich jetzt schon wieder hinter irgendeiner Ecke!
Alles gute Instrumente, wenn man nur weiß, wie man damit umgehen muss.
Im Studium lernt man leider nur die Theorie und kaum praktische Anwendungen…
Ich führe selbst einen Blog (http://www.el-instante.de) und beschäftige mich intensiv mit dem Thema Kommunikation, Werbung und Marketing.
Habe vor einigen Tagen einen Artikel zum Thema „Kommunikationsstrategie“ geschrieben und würde mich natürlich über deine Meinung und dein Feedback freuen!
Liebe Grüße
Alexa
Hallo Alexa,
ich freue mich über ein mir neues Blog in Sachen Kommunikation! Danke für dein Feedback und die Reise in meine Studienvergangenheit in Köln 😉 Dein Blog habe ich mir soeben angesehen und den besagten Beitrag kommentiert…
Viele Grüße
Stefan
p.s. ich habe dich direkt mal zur Blogparade von Robert Weller (toushenne) und Andreas Quinkert (Quinkert bloggt) eingeladen
Hallo Stefan,
also ich blogge ja schon eine ganze Weile und kommuniziere mit denjenigen, die auch Blogger und Webmaster sind. Wenn aus der Kommnikation eine Zusammenarbeit resultiert, so habe ich meistens nichts dagegen und schaue es mir gerne genauer an.
Meine Zeit möchte ich auch nicht mit sinnlosen Diskussionen verplempern und mir geht es meistens um das Netzwerken als bloggender Webmaster. Danach richte ich mich.
Bis jetzt hat es damit ganz gut geklappt und denke, dass es auch zukünftig mit der Kommunkation mit anderen Gleichgesinnten keine Probleme geben wird. OK, Kritik ist manchmal da, aber das gehört dann auch dazu, wenn sie konstruktiv ist.
Hallo Alex,
ergänzend möchte ich noch (für die Außenwelt) erwähnen, dass sich dein Kommentar in erster Linie auf die Five Forces und den Begriff „Wettbewerb“ bezieht. Quasi als Replik auf meine Aussage in deinem Blog, dass ich innerhalb der Blogosphäre weder Neid noch Missgunst ausfindig machen kann.
Du hattest unter http://webmasterwelten.de/blog/ist-man-als-blogger-zufrieden-mit-der-deutschen-blogosphere/ nach dem Zusammenhalt und der Hilfeleistung unter den BloggerInnen gefragt. Auch ich konnte bislang ausschließlich positive Resonanzen erfahren und möchte weiterhin meinen Teil dazu beitragen!
Gruß
Stefan
Hi,
oh da kommen Erinnerungen auf. Porter versteht unter Strategie die Abstimmung aller Geschäftsprozesse (nennt er „fit“). Und der „Schlüssel der Strategieentwicklung“ ist, an den Ursprüngen dieser Kräfte anzusetzen, da man dort die relevanten Stärken und Schwächen der Konkurrenten am besten rausfinden kann.
So war das glaub, hab da mal ein Praxis- und Researchprojekt über das Thema gemacht, da ich so wie du ganz unerschrocken BWL studiert hab 😀
Ist schon ein bisschen her. Aber ich muss sagen, dass ich schon immer wieder auf die Grundlagen zurückgreife, auch in der heutigen Zeit ist das Hintergrundwissen schon wichtig 😉
Sehr coole Idee das auf die Blog-Ebene zu übertragen. Könnte man sicher noch ein paar interessante Portfolios machen, aber wie immer halt das leidige Zeitproblem. Falls es ein Fortsetzung gibt, sag Bescheid 😉
Grüße Jutta
Hallo Jutta,
dann bist du die andere Studentin gewesen – ganz schön voll war es im BWL-Studium 😉 Und ja richtig: „FIT“! Habe ich wohl verdrängt…
Vielen Dank für dein Feedback! Wenn noch mehr Interessierte eine Fortsetzung wünschen, mache ich mich nochmals ran 🙂
Viele Grüße
Stefan
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