Snackable Content ist auch nur Fastfood
Klar soll Content nutzenstiftend, also auch relevant sein. Und unique. Verständlich vielleicht noch oder besser ausgedrückt einprägsam. Gäbe es in der Blogosphäre ein Phrasenschwein, könnte man selbiges mit (so)genannten Argumenten schnell und prall füllen. Ihr werdet die entsprechende Buzzword-Bingo-Vorlage gewiss finden. Damit aber nicht genug, denn jetzt muss eurer Content zudem gut verdaulich sein. Also geschmackvoll. Nein, ich meine lecker.
Wie mögt ihr euren Frühstücksfeed?
Brot und Gebäck kommen super an. Morgens, mittags, abends. Darf es noch ein bisschen mehr sein? Süßes oder Saures? Geschüttelt oder gerührt? Irgendwann habe ich mal gelesen, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages sei. Außer einigen Blogposts der vorherigen Nacht, kommt mir allerdings kaum etwas in meinen Newsfeed-Appetizer.
Bin ich ja trotz oder gerade wegen der unregelmäßigen Öffnungszeiten Schlafzeiten meines Sohnes eher der Brunchtyp. Flexibel bis nachtaktiv sozusagen, auch was das Bloggen angeht. Grundlagen gesunder Ernährung werden beispielsweise des Öfteren ignoriert umschifft, um den Familienfrieden nicht in Gefahr zu bringen und das auserkorene Tagespensum gewährleisten zu können. Wiederum auch, was das Bloggen angeht.
Vorzeige-Eltern werden mich nicht verstehen wollen. Hochleistungsblogger wohl bis hierhin und nicht weiter ebenso wenig. Die breite Masse an liebevollen Familienoberhäuptern, Großeltern, Onkel-Tanten-Beziehungen oder Hobby-Bloggern hingegen schon. Den anderen Kommunikationskollegen soll mit diesem Beitrag später ein Licht aufgehen. Es wird schließlich nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Aber das hier ist echt heißer Scheiß.
Schon von direktem und indirektem Grillen gehört?
Hm. Grundlagen, Masse, Klischee. Klingt für mich vielmehr nach Durchschnittswerten und subjektiven Erfahrungen. Andererseits nach „geht anderen bestimmt genauso“. Mir ging es jedenfalls so, als ich die Tage in einem Vortrag von den Vorzügen des Snackable Content hörte.
Vermutlich nur ein Missverständnis, dachte ich zunächst. Meine erste Intuition brachte mich nämlich auf die falsche Schlange, die angeblich zu Ursprungszeiten ein Pärchen zum Apfelessen verleitet und somit dem Menschendasein eine neue Richtung gegeben hat. Mich in diesem Falle gehörig auf die falsche Fährte führte.
Hat doch Snack natürlich überhaupt gar nichts mit Snake zu tun. Zumal im digitalen Zeitalter der Apfel ohnehin längst eine andere Bedeutung eingenommen hat. Selbst das Schönreden meiner Englischkenntnisse konnte lediglich einen Zusammenhang zur Quellenbibel herleiten.
Am Ende habe ich es einfach auf die schlechte Aussprache des Redners geschoben. Außerdem stellte sich heraus, dass der Wortursprung nicht wie erwartet aus dem Englischen stammt, sondern anscheinend (und unbestätigt) mit dem Niederländischen in Verbindung steht.
Schon gingen mir allerlei Fragen durch den Kopf: Was in Gottes Namen soll das nun wieder sein? Wie erkläre ich das meinem Kind? Wer schafft es besser als der Speaker meinen Wissenshunger zu stillen? Müsste es nicht eigentlich Wissensdurst heißen?
Kann Cat-Content dauerhaft wirken?
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Über Glaubensfragen im Blog umso mehr. Dennoch isst das Auge stets mit. Grundlegende Erfolgsfaktoren für Blogposts, Bewegtbildinhalte und virale Effekte werden allenthalben propagiert. Meistens ist da etwas Wahres dran.
Häufig spielt eben doch in sämtlichen Lebenslagen die Länge eine gewisse Rolle. Gepaart mit Optik und Authentizität.
Lass‘ ihn raus den Tiger, zeig ihnen, dass du es kannst!
Mir geht es beim hiesigen Blogpost vor allem um die letzten Kennziffern der Infografik. Ergänzend hierzu habe ich eine Statistik zur optimalen Länge von Bewegtbildwerbung im Internet gefunden. Rund 32 Prozent der von Statista Befragten meinen, dass die optimale Länge von Bewegtbildwerbung zwischen 10 und 14 Sekunden beträgt.
Himmel oder Hölle? Erste oder zweite Liga? So la la oder so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich? Darüber lässt sich trefflich streiten und stundenlang diskutieren. Exemplarisch sei der „Mythos von 1.000 Wörtern für gute Blogposts“ erwähnt. Soviel Zeit haben wir aber nicht. Nicht wenn es um den allerersten Eindruck, den ultimativen Mehrwert oder die stimmungsabhängige Wahrnehmung geht.
Zunächst müssen wir an dieser Stelle jedoch das zuvor aufkeimende Missverständnis der Kommunikation ausräumen. Zu diesem Zweck bietet sich eine Definition von Snackable Content an:
Findet wirklich jeder Topf seinen Deckel?
Früher hieß es aus gegebenem Anlass: „Wir sollten auch dieses Social Media mal machen – machen Sie mal“. Heute blicken dann ahnungslose Entscheider auf ihr Neuland zurück und wundern sich, warum die Conversion-Rate nicht zugenommen hat. Äh… warum nach so langer Zeit ganzen zweieinhalb Wochen noch immer nichts dabei herumgekommen ist.
Geduld und Verständnis für die Materie aufzubringen ist das Eine. Die richtige Plattform, das geeignete Instrument zu wählen das Andere. Zeit haben wir keine oder nur gering. Spannen wir deshalb den Bogen zu Snackable Content und berufen wir uns bei der entsprechenden Auswahl auf das bekannte Bild des „Social-Media-Donuts“, welches Stefan Evertz vortrefflich oder exquisit erstmals auf Deutsch in neuester Version gebacken hat:
Niemand verlangt, dass man lückenlos die Netzwerke kontinuierlich mit Content befeuert und aus dem Effeff beherrscht. Dessen ungeachtet sollte man schon wissen, welche Formate existieren und wie man sie zielführend einsetzt. Dafür eignet sich diese Abbildung hervorragend.
Sinnbewegtbildlich sind neben den herkömmlichen Social Networks wie Facebook oder Google+ eben Gifs, Instagram-Posts, Memes, Tweets und Vines snackable-kompatibel…
Auf jeden Pott passt ein Deckel. Ich brauch keinen Deckel. Ich bin ein Wok.
Sängerin, Kabarettistin, Buchautorin und Moderatorin, Ina Müller
Der Ansatz von Snackable Content mag wie ein weiterer Kandidat für das eingangs erwähnte Buzzword-Bingo anmuten. Er vereint dennoch einige Punkt, die insbesondere Mobile-User oftmals suchen: kurzweilige Inhalte für Zwischendurch, die jeder seinem Kreis des Vertrauens bequem weiterleiten kann. In der Mittagspause zum Beispiel – um im Bild zu bleiben.
Damit der Content-Imbiss für Unternehmen zum Gelben vom Ei wird, gelten die allgemeinen Ansprüche an das Content Marketing sowie die eigene Umgangsweise damit. Schlagworte wie Strategie, Image und Zielgruppe seien stellvertretend genannt. Ansonsten verkümmert Snackable Content ohne Kalorien und Mehrwert in Nullkommanix zum wenig nachhaltigen Fastfood. Mohltied!
Autor: Stefan Schütz / Google+
Foto: planphoto / pixelio.de
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Hallo Stefan,
Inhalt mit Essbarem zu vergleichen, das leicht verdaulich sein muss, ist gut. Und das Auge isst mit, nicht nur beim Essen, sondern auch beim Lesen. Deshalb gehört zum Artikel ein gutes Bild, der Text muss gut strukturiert und lesbar (leicht verdaulich) sein, ohne dass ich mich durch endlose Schachtelsätze gespickt mit Fachwörtern quäle.
Ich muss nicht jedes Netzwerk bedienen. Qualität geht vor Quantität und der Inhalt muss dem jeweiligen Netzwerk angepasst werden. Mal ein ein langes Essen, mal ein schnelles (mehr oder weniger, einfacher oder schwieriger Content).
Der Artikel von Ivana zum Thema Micro-Content passt da gut dazu.
Die Bilder und Vergleiche im Text sind gut gewählt und unterstreichen den Inhalt.
Viele Grüße
Claudia
PS: Nebenbei konnte man zwischen den Zeilen noch etwas Familien- und Bloggeralltag herauslesen. 🙂
Hallo Claudia,
vielen Dank für dein ausführliches Feedback! Ich habe tatsächlich sowohl Blogger- als auch Alltagssichtweisen miteinander vermengt, um daraus einen schmackhaften Post zu machen 😉
Welche digitalen Inhalte magst du denn zum Frühstück?
Viele Grüße
Stefan
Hallo Stefan,
zum Frühstück gibt es Kuchen und Tee, danach werden E-Mails abgerufen.
Viele Grüße
Claudia
Servus Stefan,
ich liebe deine Beiträge! 🙂 In jedem finde ich mich ein Stückchen wieder. Heute: als „seinen Blog als Profession sehendes und dadurch an Schlafmangel leidendes Familienmitglied mit Kleinkind(ern)“.
Snackable Content hat definitiv das Potenzial zum Buzzwort-Bingo. Dort landet es wahrscheinlich auch viel schneller, als in eine durchdachte Content-Strategie. Dennoch, oder gerade deshalb, habe auch ich mich letztens des Themas angenommen. Darf ich den Link setzen? Ich tu’s mal: http://keen-communication.com/micro-content-ist-der-schluessel/
Die strategische Implementierung von Micro-Content scheint die zentrale Maßnahme für seinen Erfolg zu sein. Und das ist derzeit noch eine riesige Baustelle!
Aber noch einmal zurück zum Frühstück. Meine neue Leidenschaft: bulletproof coffee. Google mal!
Liebe Grüße aus Wien
Ivana
Moin Ivana (bleiben wir jeweils in unserer „Landessprache“),
vielen Dank für dein sehr schönes Lob! Wir haben ja schon festgestellt, dass wir uns nicht nur in einigen Denkweisen ähneln 😉
Dein Blogpost ist eine ideale Ergänzung – hätte ich auch drauf kommen können – deshalb: klar darfst du diesen setzen, immer!
Liebe Grüße
Stefan